Rückblick Intersolar Europe 2025, München
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Modernes PV-Modul von Aiko: Modulwirkungsgrad 24.1%, Nennleistung 775 Wp, Masse: 2465 x 1303 x 33 mm, Gewicht ca. 33 kg.

13.06.2025
Reto P. Miloni * / PW, Fotos: Reto P. Miloni, 3S, The smarter E Europe 2025

Leitmesse für Macher der Energiezukunft

Mit 107’000 Besuchern aus 157 Ländern und 2737 Ausstellern aus 57 Nationen war die Münchner Messe «The smarter E Europe» 2025 in 19 Messehallen das führende Branchenevent für Solartechnik und Energiespeichersysteme.

An drei Tagen wurde an vier Fachmessen – Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe – eindrucksvoll gezeigt, wie unsere Energiewelt mit zukunftsträchtigen Produkten und marktreifen Lösungen in ein vollständig erneuerbares Energiesystem transformiert wird.

 

Metamorphose unserer Energiesysteme

Im Energiesektor ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile: Energiesysteme werden komplex, dezentral vernetzt und integriert. Denn Energieerzeugung, Energiemanagement und Energiespeicherung sind nicht mehr sektoriell gekoppelt, sondern dezentral, digital und intelligent zu dynamischen Gesamtsystemen vernetzt. Ob Heimbereich, Industrie, Freiflächen-Photovoltaik oder Agri-PV, ob Energieerzeugung auf dem Dach, Stromspeicherung im Keller oder beim bidirektionalen Laden von E-Autos und beim «solaren Heizen» dank Wärmepumpen vollzieht sich eine sektorübergreifende Metamorphose.

Die um sich greifende Solarisierung der Energiesysteme gründet auf einem dynamisch wachsenden Modul- und Speichermarkt: Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die weltweit installierte PV-Leistung um 33 % (plus 597 GW). Dazu kamen 2024 allein in Europa 22 GWh neu installierte Batteriespeicher-Kapazitäten (+15 %). Auch Grossspeicher und Gewerbelösungen wachsen dank degressiv sinkenden Speicherkosten stark, nachdem zuvor das Segment der Ein- und Mehrfamilienhäuser im Batteriespeichermarkt klar an Bedeutung gewonnen hatte. Grossspeicher sind eine Konsequenz der wegfallenden Grundlastkapazitäten (Abschaltung von AKW’s und Kohlekraftwerken), von Netzengpässen zwischen Nord- und Südeuropa und häufiger auftretenden Negativstrompreise als Folge sich häufender Überangebote beim Wind- und Solarstrom.

Nicht wenige der mittlerweile weltweit etwa 900 Hersteller von Batteriespeichersystemen zeigten sich auf der Messe. Neben dem wachsenden Angebot an Heimspeichern fanden Gewerbe- und Grossspeicher bei Besuchern reges Interesse.

Nicht wenige der mittlerweile weltweit etwa 900 Hersteller von Batteriespeichersystemen zeigten sich auf der Messe. Neben dem wachsenden Angebot an Heimspeichern fanden Gewerbe- und Grossspeicher bei Besuchern reges Interesse.

Modernes PV-Modul von Aiko: Modulwirkungsgrad 24.1%, Nennleistung 775 Wp, Masse: 2465 x 1303 x 33 mm, Gewicht ca. 33 kg.

Modernes PV-Modul von Aiko: Modulwirkungsgrad 24.1%, Nennleistung 775 Wp, Masse: 2465 x 1303 x 33 mm, Gewicht ca. 33 kg.

Balkonkraftwerk, made in Austria.

Balkonkraftwerk, made in Austria.

Farbmuster für PV-Module von 3S.

Farbmuster für PV-Module von 3S.

Vollintegriertes Fassadensystem von 3S.

Vollintegriertes Fassadensystem von 3S.

Besucher an der Intersolar 2025, Messe München.

Besucher an der Intersolar 2025, Messe München.

Reto Miloni wurde an der Intersolar ausgezeichnet mit dem Titel «Ausgezeichneter Installateur 2025 Schweiz».

Reto Miloni wurde an der Intersolar ausgezeichnet mit dem Titel «Ausgezeichneter Installateur 2025 Schweiz».

Stelldichein der Modulhersteller «Made in China»

Auf der Münchner Messe «The smarter E Europe» 2025 überboten sich die weltgrössten chinesischen Solarmodulhersteller (Jinko Solar, Longi, JA Solar, Trina Solar und Canadian Solar) auf riesigen Ständen mit immer leistungsfähigeren, hagelresistenteren und stabileren Modulen. Technologisch dominieren TOPCon-Zellen auf rückseitenkontaktierten, bifacialen Doppelglasmodulen mit bis zu 25 % Modulwirkungsgraden und über 700 Wp Leistung. In Bälde erwartet wird der Durchbruch bei Silizium-Perowskit-Tandemsolarmodulen, welchen Wirkungsgrade bis 30 % zu noch geringeren Kosten zugeschrieben werden.

Noch bestehen aufgrund des schnellen Kapazitätsausbau auf dem internationalen Solarmodul-Markt hohe Überkapazitäten. Chinesische Unternehmen, die vor allem bei Masse, Preis und Marktanteil punkten, drängen europäische oder amerikanische Unternehmen wie Meyer Burger, Solarwatt, BiSol an den Rand.

Als Folge des Zollstreits mit den USA verlagert sich die Herstellung von Zellen, Modulen und Wafern allerdings von China weg auf südostasiatische Nachbarländer (Vietnam, Thailand, Kambodscha, Malaysia, Laos, Indonesien). In aktuellen Rankings figurieren jüngst auch nicht-chinesische Hersteller unter den Top 10, darunter Unternehmen aus Indien (Adani Solar), Singapur (EliTe Solar) oder Japan (VSUN Solar).

 

Nischenprodukte aus der Schweiz

Nachdem die Solarbranche einen dramatischen Preisverfall von über 70 % bei den Modulen erlebt hat, beklagen viele Unternehmen Verluste, niedrige Auslastungsraten und sinkende Margen. Wenig erstaunlich daher, dass die Preise erstmals seit Jahren wieder leicht am Steigen sind.

Bei Nischenanwendungen wie Indachmodulen, alpinen Solarsystemen, Steckersolaranlagen für Balkone oder fassadenintegrierten Lösungen mit farbigen Modulen und Strukturgläsern hat die Schweiz (3S Swiss Solar Solutions) nach wie vor international gesehen die Nase vorn.

Auch dank digitalen Planungs-Tools (Solar.Pro.Tool, Eturnity) und plattformübergreifenden Monitoringsystemen (SolarLog, Solar Manager) können Energieflüsse effizient überwacht, intelligent gesteuert und energiesparend optimiert werden. Mit der standardisierten Meteonorm-API bietet die Firma Meteotest sogar ein Produkt für die Energiewirtschaft an, welches für die Prognosen bei Erneuerbaren Energien, Netzmanagement und Energiehandel künftig unabdingbar sein wird.

 

Nachrüst- und skalierbare Wechselrichter

Immer mehr Hersteller bieten Nachrüstoptionen für Wechselrichter bei Netzausfällen an. Sie stellen Notstromvarianten für individuelle Bedürfnissen bereit – sei es Notstromversorgung von einzelnen Geräten über die Steckdose oder des gesamten Haushalts inklusive Grossverbraucher über Batteriespeicher. Zudem wachsen moderne Wechselrichter flexibel mit den Anforderungen und weisen eine höhere Skalierbarkeit auf – vom Laden von Batterien oder E-Fahrzeugen mit überschüssigem Solarstrom bis hin zum Betrieb von Wärmepumpen. Wer den Kauf seines Wechselrichters zukunftstauglich auslegt, muss das Gerät später nicht austauschen, sobald der Energiebedarf steigt, die Batterie oder das Elektroauto zugekauft und die Solaranlage erweitert werden soll.

 

Netzbildende Wechselrichter

Immer häufiger weisen moderne Wechselrichter auch netzstabilisierende Eigenschaften auf. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Umstellung auf ein Stromversorgungssystem, das zu 100 Prozent auf erneuerbaren Energien basiert. Weil Schwungmasse und Kurzschlussleistung in konventionellen Kraftwerken wegfallen, müssen Spannungskonstanz und Netzfrequenz vermehrt durch netzbildende Wechselrichter sichergestellt werden.

Die neue Generation von Wechselrichtern zeichnet sich daher durch hohe Kommunikationsfähigkeit und Vernetzung aus. Mit digitalen Schaltausgängen, LAN-Ports, integrierten WLAN-Schnittstellen sowie Modbus TCP und SG Ready-Schnittstellen bieten sie zahlreiche Vorteile. Diese erleichtern auch die Inbetriebnahme und Gerätekonfiguration über Anbindung an Smart Meters zur Messung und Visualisierung des Eigenverbrauchs. Auch schneller Datenaustausch für das Monitoring und die Integration weiterer Verbraucher wie Klimaanlagen, Infrarotheizungen, Wärmepumpen oder Heizstäbe ist Standard.

 

Politische Misstöne 

Während in München die Zuschauer aufs Messegelände strömten, verkündete in Berlin die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie dass Erneuerbare allein „eine Industrienation wie Deutschland nicht zuverlässig und zu bezahlbaren Preisen mit Strom versorgen“ könnten. Sie forderte die Ausschreibung von 20 Gigawatt neuer Gaskraftwerksleistung.

Bereits zuvor hatte US-Präsident Trump Fördermittel für erneuerbare Energien in Höhe von über 300 Milliarden Dollar gestoppt, wovon u.a. europäische Unternehmen vor die Existenzfrage gestellt sind (z.B. Meyer Burger).

Zeitgleich verkündete der Schweizer Bundesrat Rösti, dass mit 5 neuen Reservekraftwerken ab 2026 die Versorgungssicherheit der Schweiz gestärkt werden solle, derweil die Sünneli-Partei SVP die Energiestrategie 2050 faktenwidrig als gescheitert erklärt und kühn 20 Milliarden Subventionen für neue Atom- und Gaskraftwerke fordert.

 

Dominierendes Gesprächsthema „Cybersecurity“

In den Münchener Messehallen wurden isolationistische nationale Alleingänge einer mit über 40 Leitungen ins Ausland verbundenen Schweiz eher belächelt. Schon eher Gesprächsstoff waren die teilweise unerfreuliche Entwicklung des Markts bei Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen, der zwar wächst, aber - mit Ausnahme von Staaten Nordeuropas - an Dynamik verliert.

Auch dass gemäss einer Agenturmeldung von Reuters nach grossflächigen Blackouts in Spanien und Portugal in Wechselrichtern und Batterien aus China Eintrittspforten gefunden worden seien, die für Spionage und Sabotage einen „Zugang durch die Hintertür“ eröffnen, sorgte für Stirnrunzeln. Weil so gut wie alle Wechselrichter zu Fernwartungszwecken vom Hersteller abschaltbar. bzw. deren Parameter veränderbar sind, legen die noch verbliebenen Hersteller aus Europa vermehrt Wert darauf, dass zentrale Funktionen über Europäische Server laufen - und dem Zugriff der kommunistischen Partei Chinas bzw. deren Autokraten in Moskau entzogen bleiben.

Die Messe München hat gezeigt, dass alles bereit ist auch für eine schweizerische Lösung der Energiekrise. Neue Atomkraftwerke braucht es sicher nicht - Photovoltaik, Batteriespeicher und intelligentes Energiemanagement heissen die Technologien der Stunde, welche die künftige Schweizer Stromversorgung (dank schon viel installierter Wasserkraft, inkl. Speichern) sinnvoll ergänzen.

 

Termine 2026: The smarter E Europe, 23.–25. Juni 2026, München.

thesmartere.de


*zum Autor: Reto P. Miloni setzt sich als Architekt und Solartechnik-Experte seit über 40 Jahren ein für modernes Solares Bauen. Er ist Inhaber der Miloni Solar AG in Baden-Dättwil und Hausen AG, miloni.ch


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