Wärmepumpen

Dank der Platzierung auf einer Gartenfläche konnten Schallprobleme vollständig vermieden werden. (Foto: Stefano Schröter)

11.03.2024
Michael Staub / PW

Stilles Duo unter Olivenbäumen

Viele alte Heizungsanlagen sind überdimensioniert. So auch in einem Mehrfamilienhaus in Morbio Inferiore TI. Nach der Berechnung des effektiven Wärmebedarfs konnte das alte, viel zu gross ausgelegte Gasgerät mit einer Wärmepumpen-Kaskade Aerotop SX 20 ersetzt werden.

Der «Palazzo S. Angelo» ist ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus aus den frühen 1970er Jahren mit einer gemischten Nutzung. Neben diversen Mietparteien sind im Gebäude auch verschiedene Büros sowie ein medizinisches Labor untergebracht. Die Heizwärme- und Warmwasserversorgung übernahm eine ältere Gasheizung, deren Zustand keine lange Restlebensdauer erwarten liess. Die Eigentümerschaft suchte deshalb nach einem neuen, zuverlässigen Wärmeerzeuger. Die bestehende Wärmeabgabe mit Hochtemperatur-Radiatoren sollte hingegen belassen werden.

«Im Auftrag unseres Kunden suchten wir deshalb nach einer zuverlässigen Lösung mit einer Wärmepumpe», sagt Roberto Maida, zuständiger Projektleiter bei der TiWash SA (Chiasso).  

Das Mehrfamilienhaus war ursprünglich mit einer Gasheizung ausgerüstet. (Foto: Stefano Schröter)

Das Mehrfamilienhaus war ursprünglich mit einer Gasheizung ausgerüstet. (Foto: Stefano Schröter)

Das Neue im Alten: Die Wände des Technikraums zeugen von der langen Nutzung fossiler Energien. Pufferspeicher 400 Liter und Warmwasserspeicher 600 Liter. (Foto: Stefano Schröter)

Das Neue im Alten: Die Wände des Technikraums zeugen von der langen Nutzung fossiler Energien. Pufferspeicher 400 Liter und Warmwasserspeicher 600 Liter. (Foto: Stefano Schröter)

Zu zweit geht es besser: Roberto Maida (TiWash SA) und Pietro Prestigiacomo (Elco) vor der neuen Kaskade. (Foto: Stefano Schröter)

Zu zweit geht es besser: Roberto Maida (TiWash SA) und Pietro Prestigiacomo (Elco) vor der neuen Kaskade. (Foto: Stefano Schröter)

Neue Auslegung

Für die bestehende Wärmeverteilung mit Hochtemperatur-Radiatoren wurde von der Bauherrschaft keine Sanierung geplant. Ein Umstieg auf Fussbodenheizungen war damit nicht möglich, und die hohen Vorlauftemperaturen mussten weiterhin erreicht werden. Die Leistung der alten Heizung lag bei über 30 Kilowatt. «Wir vermuteten, dass sie damit deutlich überdimensioniert war, wie so viele Anlagen aus ihrer Zeit», sagt Roberto Maida. In den 1970er Jahren, aber auch noch in späteren Jahren war die Energie billig. Viele Installateure machten sich das Leben leicht und installierten mehr Leistung, als benötigt wurde. So vermieden sie Reklamationen und Nachjustierungen – denn selbst bei zunehmend verkalkten Leitungen brachte das System immer noch genügend Wärme in die Wohnungen.

Die bewusste Überdimensionierung ist zum Glück schon länger Geschichte. Bei der Sanierung fossiler Heizungen wirkt sie sich insofern positiv aus, als die neue Heizung häufig mit einer tieferen Leistung ausgelegt werden und damit die Effizienz gesteigert werden kann. So auch in Morbio, wo die bestehende Installation kritisch geprüft wurde.«Zu diesem Gebäude gab es leider nur wenig alte Pläne und Unterlagen. Gemeinsam mit Elco konnten wir jedoch den effektiven Wärmebedarf berechnen, welcher sich auf 20 Kilowatt beläuft», berichtet Roberto Maida. Die Reduktion der Heizleistung um mehr als einen Drittel schien mutig, doch die mehrfach geprüften Berechnungen ergaben immer dasselbe Ergebnis: Weniger war in diesem Fall tatsächlich mehr.

 

Flexible Kaskade

Die verlangten 20 Kilowatt konnten im Prinzip mit einer einzigen Wärmepumpe erreicht werden. Pietro Prestigiacomo, zuständiger Verkaufsberater bei Elco, riet jedoch zu einer Wärmepumpen-Kaskade Aerotop SX 20. Sie besteht aus zwei Aerotop SX 10, der neusten Maschine im Elco-Sortiment. Gegenüber einer einzelnen Wärmepumpe mit grosser Leistung biete eine Kaskade mit kleineren Maschinen verschiedene Vorteile, sagt Prestigiacomo: «Gerade im Teillastbereich kann die benötigte Leistung viel flexibler und effizienter erreicht werden. Wenn die Leistung einer einzelnen Maschine ausreicht, läuft nur diese. Braucht es hingegen die volle Power, werden beide Wärmepumpen betrieben». Die Kaskadensteuerung sorgt für eine gleichmässige Verteilung der Arbeitslast auf beide Maschinen. Und falls eine Wärmepumpe eine Störung erleiden sollte, steht immer noch die zweite bereit – eine willkommene Redundanz, welche auch die Bauherrschaft überzeugte.

Für die Platzierung der zwei Maschinen bot sich eine ideale Lösung an. Auf der Ostseite des Gebäudes befindet sich ein Garagenanbau mit begrüntem Dach. Auf dieser Gartenfläche konnten die Wärmepumpen auf einem neuen Fundament aufgestellt werden. Der Abstand zur Strasse reicht aus, um die Lärmschutzvorschriften problemlos einzuhalten. Doch auch bei engeren Platzverhältnis würde es keine Probleme geben, denn der Geräuschpegel sei sehr tief, berichtet Roberto Maida: «Diese Wärmepumpe ist extrem leise. Selbst beim Volllastbetrieb ist kaum etwas zu hören. Deshalb sind nicht nur die Mietparteien, sondern auch die Nachbarn sehr zufrieden mit dieser Lösung.»  

 

Still und stark

Leisetreten ist Programm. Die ausgezeichneten Schallwerte von maximal 54 dB(A) verdankt die Aerotop SX ihrer Konstruktion. Ein wichtiges Element ist die optimierte Luftführung um den Ventilator. Auch der dreifach gelagerte Kältekreis und die flexiblen Hydraulikschläuche senken die Emissionen. Doch das Kernstück sind die zahlreichen schallgedämmten Panels, welche den Schallpegel bereits im Inneren der Maschine deutlich reduzieren. Sie bestehen aus einer Schaumstoffdämmung und einer darüber angebrachten Kunststoff-Folie mit einer dreidimensionalen Maserung. Schaumstoff wie Folie absorbieren verschiedene Schallfrequenzen, was in der Summe zum leisen Auftritt der Maschine beiträgt. So sind praktisch keine Geräusche vom Verdichter zu hören. Ein weiteres interessantes Detail ist das ausgeklügelte Ansauggitter. Es verringert Luftwirbel, welche auf die rotierenden Ventilatorflügel auftreffen und damit störende Geräusche verursachen könnten.

Die Aerotop SX erreicht einen COP von bis zu 5,3 bei A7/W35 und liefert Vorlauftemperaturen bis zu 60 Grad Celsius. In Morbio Inferiore stellte sich zu Beginn der Planung die Frage, ob die neue Kaskade nur die Raumwärme liefern oder auch die Warmwasseraufbereitung übernehmen konnte. «Als wir den effektiven Wärmebedarf berechnet hatten, war der Fall klar: Auch das Warmwasser läuft jetzt über die beiden Maschinen», sagt Prestigiacomo. Im bestehenden Technikraum wurde deshalb neben dem Pufferspeicher für die Heizung (Volumen 400 Liter) auch ein neuer Warmwasserspeicher (Volumen 600 Liter) untergebracht. Die Anlage wurde mit der Fernwartung Elco Remocon Net ausgerüstet, was bei Störungen eine schnelle und zuverlässige Diagnose ermöglicht.

 

Durchblick für alle

Die zentralen Komponenten und Leitungen im Technikraum sind mit grossen, auffälligen Aufklebern bezeichnet, so etwa «Tampone Riscaldamento» (Heizungsspeicher), und dazu die Telefonnummer der Installationsfirma. «Wir machen damit in unseren Objekten sehr gute Erfahrungen», sagt Roberto Maida. Bei Störungen rufe selten zuerst der Hauswart an, sondern eher eine Mietpartei: «Wenn alles klar angeschrieben ist, können uns auch Laien sofort sagen, wo es klemmt.» Eine Idee, die wohl auch so manchem Installateur in der Deutschschweiz das Leben leichter machen würde.

 

elco.ch

 


Projektdaten

Objekt: Mehrfamilienhaus (Baujahr ca. 1970) mit Mischnutzung Wohnen und Gewerbe

Alte Heizungslösung: Gasheizung für Wärmeerzeugung und Warmwasser

Neue Heizungslösung: Kaskade Aerotop SX20 mit zwei Luft/Wasser-Wärmepumpen Aerotop SX (Leistung je 9,7 kW) für Wärmeerzeugung und Warmwasser

Planung und Installation: TiWash SA, Chiasso

Beratung: Elcotherm AG, Regionalcenter Bedano


 


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