Solarenergie

(Bilder: Reto Miloni, Miloni Solar AG)

29.07.2024
Reto Miloni / PW

Vom Mauerblümchen zum Überflieger

Als vor 35 Jahren eine Lärmschutzwand an der A13 mit einer Solaranlage von 104 kWp gekrönt wurde, waren deren Solarmodule 0.45 m2 gross, leisteten je 48 Wp, hatten Wirkungsgrade von 11 Prozent und die erzeugte Solarenergie kostete Fr. 1.41 pro Kilowattstunde. Heute sind Solarmodule rund fünfmal grösser, haben bis zu 24 % Moduleffizienz, leisten bis zu 625 Wp und Solarstrom kostet mit 7 Rp./kWh zwanzigmal weniger als 1989.

Dass Photovoltaik sich von einem Mauerblümchen-Dasein zu einem Überflieger in der dezentralen Energieproduktion entwickeln konnte, verdankt diese - nebst staatlichen Photovoltaikförderprogrammen (z.B. Einmalvergütung an Investitionskosten) - vor allem den kontinuierlichen Verbesserungen bei Solarmodulen und Wechselrichtern. Forschung und Entwicklung machten die Solartechnologie im Verbund mit Skaleneffekten der industriellen Massenproduktion zu dem, was sie heute ist: Hoffnungsträger der klimaneutralen Energieversorgung, welcher sich auf Hausdächern, Lärmschutzwänden, Industrie- und Gewerbebauten leicht ans Netz anschliessen lässt.

Moderne Hochleistungsmodule einer Südanlage mit Modulwirkungsgrad 23.6 %. (Bild: Reto Miloni, Miloni Solar AG)

Moderne Hochleistungsmodule einer Südanlage mit Modulwirkungsgrad 23.6 %. (Bild: Reto Miloni, Miloni Solar AG)

(Grafik: Reto Miloni, Miloni Solar AG)

(Grafik: Reto Miloni, Miloni Solar AG)

Agri-PV-Anlage mit bifacialen Glas-Glasmodulen bei bioschmid gmbh in Aesch LU. (Bild: Reto Miloni, Miloni Solar AG)

Agri-PV-Anlage mit bifacialen Glas-Glasmodulen bei bioschmid gmbh in Aesch LU. (Bild: Reto Miloni, Miloni Solar AG)

Auch wenn wichtige Schweizer Solarpioniere durch Insolvenz (Sputnik Wechselrichter) oder Abwanderung ins Ausland verschwunden sind (Meyer Burger Module), umfasst die Schweizer Solarbranche bereits heute rund 10'000 Vollzeitstellen, die sich bis 2030 verdoppeln dürften. Bereits 2024 werden 10 Prozent Solarstrom (6.2 Terawattstunden) unseres Stromverbrauchs ins Netz eingespeist. Mit happigen Zubauraten nähern wir uns dem Ziel von 50 Prozent Solarstrom im Netz bis 2050, weil die Photovoltaik im Vergleich zu anderen Technologien (Windenergie, Kleinwasserkraft, Biomasse oder Geothermie) dank guter Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit und Umweltfreundlichkeit überall hohe Akzeptanz geniesst.

 

Diese Akzeptanz wird leider in vielen Gemeinden noch durch unsinnige Auflagen und Reglementierungen torpediert: Beim Bau einer in Bau- und Landwirtschaftszonen laut Art. 18a RPG und Art. 32a RPV „bewilligungsfreien“ Solaranlage begegnet man bis zu 20 Formularen, Sicherheitsnachweisen, Zertifikaten und Beglaubigungen, die für diverse, untereinander sich nicht koordinierende Instanzen zu erstellen sind. Letzter Schrei ist die Forderung nach einem Blendschutz-Gutachten - wofür es allerdings weder Gesetzesgrundlagen noch Bundesgerichtsurteile gibt. Bis zum Erhalt einer Einspeisevergütung von Pronovo (ca. 15 % der Erstellungskosten) können da ab erstem Gesuch bis zu 2 Jahre und mancher Bauherrschaft die Lust auf Solarenergie am eigenen Haus vergehen.

 

Soll der Solaranlagenbau weiter beschleunigt und nicht gebremst werden, darf der Weg durch die Instanzen nicht zum «Canossagang» für Bauherren und Investoren werden. Im Gegensatz zu König Heinrich IV. im Jahre 1077 bei Canossa unterwerfen wir uns ja nicht einem Papst, um Busse zu tun. Vielmehr vollziehen wir die vom Volk beschlossene Energiewende und bauen für eine CO2- und Atomstrom-freie Zukunft, welche Behörden, Politik und Monopolbetriebe der Elektrizitätswirtschaft lange genug verschlafen haben.

 

Wir danken dem Autor für diesen Fachbeitrag: Reto Miloni, Miloni Solar AG, Hausen und Baden-Dättwil, www.miloni.com


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