Frauen im Beruf: stark, kompetent, ehrgeizig

(Foto: Adobe Stock)

23.10.2025
Rolf Leicher / PW

Weiblich im Job

Arbeitet eine Frau im Team, will sie nicht mit Samthandschuhen behandelt werden. Sie reagiert sensibel auf männliches Gehabe, z.B. auf Schmusekurs. Sie will ihren „Mann stehen“, ohne die typischen Eigenschaften ihres Geschlechts einzubüssen. Stark, kompetent, ehrgeizig – das weibliche Geschlecht hat einen festen Platz im Job.

„Celebrate women“, heisst es am internationalen Frauentag. Allerdings: Chancen hat eine Frau vor allem, wenn man ihr Chancen bietet. Oder wenn sie Chancen einfordert.

 

Typisch männlich

Durch sogenannte „Defizit-Gedanken“ hat man bisher vermeintliche Nachteile der weiblichen Mitarbeitenden in den Mittelpunkt gerückt. Früher gab es bei Männern die „Geschlechterbrille“: weibliches Verhalten passte nicht in ihr Raster. Das Raster ist in die Jahre gekommen und passt nicht mehr in eine Zeit, in der Frauen im Job überall anerkannt werden. Früher machten Arbeitskollegen unbewusst den Fehler, dass sie mit einer Kollegin anders umgegangen sind als mit einem Kollegen. Einer Frau hatte man unterstellt, dass sie an der Technik nicht ganz so interessiert ist und mehr für leichtere Arbeiten geeignet sei. Zum Glück tritt männliches Dominanzverhalten nur noch vereinzelt auf. Gelegentlich macht es Kollegen nachdenklich, wenn eine neue Kollegin nach kurzer Einarbeitung genauso gut ist wie er selbst. Kein Grund, sie kritisch zu betrachten, sondern als Bereicherung für das Team.
 

Typisch weiblich

Frauen treten selbstbewusster auf als früher. Sie beweisen durch ihre Doppelrolle „Beruf und Privat“, was sie können. Männer wären in dieser Situation meist überfordert. Stark, kompetent, ehrgeizig – das weibliche Geschlecht packt an und steht den „Herren der Schöpfung“ bei der Arbeit nicht nach. Die Kollegin schafft trotzt anfänglicher Bedenken Spitzenleistungen, und das nicht nur vorübergehend in Stosszeiten. Kollegen sind überrascht, wenn Frauen die „typisch männlichen Arbeiten“ mit viel Engagement und Motivation erledigen. Tiefstapeln scheint gelegentlich noch eine weibliche Eigenschaft zu sein. Werden Frauen für ihre Arbeit gelobt, haben sie gelegentlich die Gedanken „Das hätten andere auch geschafft“. Manche denken bei ihrem Erfolg eher, dass sie nur einen Anteil daran haben oder Glück hatten. Bescheidenes Auftreten kann allerdings auch männliche Überlegenheitsgefühle provozieren. Erfreulich, dass die jüngere Generation der Frauen mit der eigenen Leistung auf sich aufmerksam macht und dem Ausspruch „Eigenlob stinkt“ eine Absage erteilt. Frauen sind schneller in der Lage, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Sie sind flexibel, können sich und andere sehr gut organisieren und reagieren bei Stress und Hektik eher gelassener als männliche Kollegen. Gute Kommunikationsfähigkeiten im Team oder im Kundengespräch liegen dem weiblichen Geschlecht im Blut. Frauen haben eine ausgeprägte Gesprächskompetenz: Sie hören oft besser zu, interessieren sich für das Menschliche, denken kooperativer. Es widerstrebt vielen, sich in den Vordergrund zu stellen, während Männer dazu neigen, ihre berufliche Erfahrung auszuspielen. Männer können ihre Erfolge übertrieben betonen und sich gut verkaufen.

 

Mit der Stellenausschreibung fängt es an

In Deutschland ist die Angabe bereits gesetzlich vorgeschrieben: m/w/d (männlich, weiblich, divers). Um den Kreis weiblicher Bewerbungen zu erhöhen, kann der Stellenanbieter gezielt Frauen ansprechen. Mit dem Angebot „Schnuppertage für Bewerberinnen“ in der Stellenausschreibung werden gezielt Frauen erreicht. Es macht nachdenklich, wenn auf der Homepage der Firmen nur Männer abgebildet werden, ebenso in der Werbung der Lieferanten. Und in der Anrede, oder in Texten und Formularen wird meist die männliche Anrede bevorzugt, von „Gendern“ keine Spur.

Frauen der Generation Y präsentieren sich weniger offensiv, sie unterschätzen eher ihr Können, während Männer meist zur Selbstüberschätzung neigen. Gelegentlich haben Frauen immer noch Selbstzweifel und das Gefühl, sie seien auf die Hilfe der männlichen Kollegen angewiesen. Tritt eine Kollegin trotzdem selbstbewusst auf, überrascht das den Kollegen, er bewertet es kritisch, weil es nicht in sein Denkmuster passt. Ausnahmen werden extra erwähnt. Die Generation Z der Frauen tickt schon anders, Bescheidenheit ist nicht mehr üblich – warum auch?

Frauen sind für die täglichen Herausforderungen sehr gut aufgestellt, sie besitzen eine ausgeprägte Teamfähigkeit. Sie sind sehr schnell in der Lage, Änderungen im Arbeitsablauf zu akzeptieren. Frauen im Team sind auch deshalb wichtig, weil damit die unterschiedlichen Arbeitsweisen der Geschlechter optimal kombiniert werden können. Erfolgserlebnisse und Freude an der Arbeit im Team sind die Treiber für gute Arbeitsergebnisse. Im Arbeitsteam männlich/weiblich müssen die Verantwortlichkeiten geklärt sein: wer ist für was alleine zuständig? Und wann tragen beide gemeinsam die Verantwortung? Es sollte möglichst nur selten zu Überschneidungen kommen. Problematisch wird es, wenn die „Kollegin“ den „Kollegen“ dominiert, vielleicht auch unbewusst das Sagen haben will. Da kann bei ihm eine innere Abwehrhaltung entstehen. 

„Erfolg ist männlich, sonst würde es Sie-folg heissen“, schreibt Jan Weiler, Journalist aus Düsseldorf. Ist denn der Erfolg männlich codiert? Mitarbeiter der Gen Z haben nichts gegen eine Kollegin, auch wenn es immer noch „Erfolg“ im Sprachgebrauch heisst.   

 

Weibliche Vorgesetzte

Startet eine Frau in der Vorgesetztenposition, kommt es für sie auf die ersten Tage an. Tritt sie selbstbewusst auf, überrascht das Mitarbeiter, die es gewohnt sind, dass ein Mann die Leitung hat. Ausnahmen von diesem Denkmuster werden sogar extra betont. Gelegentlich hat die Leiterin Selbstzweifel und behindert sich dadurch selbst. Sie vermutet, dass die Zusammenarbeit in der Männerdomäne mit Schwierigkeiten gepflastert ist. Männer können ihre Erfolge besser in den Vordergrund stellen und sich gut verkaufen. Während Männer meist zur Selbstüberschätzung neigen, präsentieren sich Frauen weniger offensiv, sie unterschätzen eher ihr Können. Bescheidenheit ist bei Frauen der Generation Z aber nicht mehr üblich. Als Vorgesetzte haben sie Autorität ohne autoritär zu führen. Souveränes Auftreten und Organisationstalent machen sie als Autorität glaubwürdig. Ihre Führung gibt dem Team Orientierung, Sicherheit und Halt. Mit Persönlichkeit und Ausstrahlung überzeugen sie schneller als mit ihrer Position. Und obendrein ist es wichtig, dass sie beliebt sind.


 


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